Mutter-Kind-Betreuung bei Müttern
mit einer Bindungsstörung


Grundlage für eine gelingende Persönlichkeitsentwicklung ist die Erfahrung einer sicheren Bindung – insbesondere in den ersten Lebensjahren.
Die Ergebnisse der Hirnforschung zeigen, dass bei einer Unterversorgung schon im Alter von 2 Jahren neuronale Defizite entstanden sind, die sich später nicht mehr ausgleichen lassen. Nach wie vor kommt bei der Frühversorgung des Kindes der Mutter eine zentrale Rolle zu. Diese Rolle ist nicht nur physiologisch begründet (nur die Mutter kann das Kind stillen), vielmehr ist sie mit einer starken moralischen und kulturellen Bewertung versehen. Diese Moral hat sich trotz aller emanzipatorischer Entwicklungen nur wenig verändert: die Mutter, die sich nicht adäquat um das Kind kümmert, ist ein „schlechter Mensch“. Wenn z.B. aufgrund einer Unterversorgung ein Säugling fremd untergebracht werden muss, steht in der öffentlichen Bewertung die Mutter als Versagerin da – nicht der Vater des Kindes. In der Regel bezieht die Mutter diese Bewertung auf sich, den Vater lässt sie unbeeindruckt. Eine Mutter mit einer eigenen frühkindlichen Bindungsstörung befindet sich in einem Dilemma: einerseits ist sie mit den emotionalen und organisatorischen Anforderungen, die die Versorgung des Kindes an sie stellt, permanent überfordert – andererseits lässt ihr die von außen herangetragene aber auch verinnerlichte „Muttermoral“ keinen Spielraum. Dieses Dilemma wird in vielen Ansätzen der Mutter-Kind-Betreuung nicht etwa aufgehoben sondern eher verstärkt. Bindungsfähigkeit und Bindungsverhalten lässt sich nicht „antrainieren“!

Wir haben eine Fortbildung konzipiert, die im sozialen Bereich tätige Personen für diese Aufgabe qualifiziert. In der Fortbildung werden theoretische Grundlagen und praktische Fertigkeiten für die Beratung und Betreuung vermittelt. Die TeilnehmerInnen lernen, Ihre eigenen Möglichkeiten einzuschätzen und weiterzuentwickeln, den institutionellen Auftrag zu beschreiben, die persönlichen Ressourcen des Klienten zu erfassen. seine Entwicklungsmöglichkeiten einzuschätzen und Lösungen zu erarbeiten.


In unserem Seminar werden wir Lösungswege für die dargestellte Problematik darstellen. Wir
werden dazu u.a. die folgenden Themenschwerpunkte behandeln:

  • Welche Symptome lassen sich behandeln – wo sind die Grenzen der Entwicklung – wieviel „Verantwortung“ kann die Person tragen?
  • Wie kann das Kind eine „sichere Bindung“ erfahren, wenn die Mutter eine Bindungsstörung hat?
  • Kontaktaufbau und Kontaktkontinuität zu einer Bindungsperson als Basis für Mutter und Kind?
  • Umgang mit der „Muttermoral“ – Trennung von „Versorgungsbeziehung“ und „Identifikationsbeziehung“
  • Betreuungssettings – organisatorische und personelle Anforderungen

Es ist erwünscht, dass die TeilnehmerInnen Informationen über von ihnen betreute Fälle einbringen.

Referentin: Helmut Johnson, Diplom-Psychologe
Termin: 24.-25.08.2023, 1. Tag 10 – 17 Uhr / 2. Tag 9 – 16 Uhr
Kosten: 270€

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