Aufsuchende Eltern- und Familienarbeit
im Rahmen einer Jugendhilfemaßnahme


In ihrem Kernauftrag soll die Jugendhilfe dazu beitragen, dass das Kind sich zu einer eigenständigen erwachsenen Persönlichkeit entwickeln kann. In vielen Fällen wird der familiäre Versorgungsrahmen teilweise oder sogar ganz ersetzt. Was die emotionale und physische Versorgung betrifft, kann ein Kind auch in einer Fremdunterbringung die für eine gelingende Entwicklung notwendige sichere Bindung und Geborgenheit erfahren. In einer Hinsicht jedoch ist die Familie – oder besser Vater und Mutter – nicht ersetzbar: sie sind als Basis für die Entwicklung der Identität des Kindes nicht austauschbar. Das Kind kann ohne einen Bezug zu seinem Ursprung keine eigenständige Identität entwickeln. Viele Eltern sind selbst persönlich schwach oder unterentwickelt. Manche sind psychisch krank, andere (oft Väter) nicht verfügbar oder unbekannt. Häufig trägt die Jugendhilfe selbst dazu bei, den Eltern zu beweisen, dass sie unfähig oder schlecht sind und dass sie sich unbedingt „bessern“ müssen. Es werden Barrieren aufgebaut, vor denen die Eltern zurückschrecken. Das Bild von Vater und Mutter, das den Kindern vermittelt wird, ist entsprechend negativ – mit fatalen Folgen für die Entwicklung der eigenen Identität. Sehr viele Eltern haben Angst vor Institutionen und besonders vor dem Jugendamt und den von Ihm beauftragten Einrichtungen. Wenn es uns nicht gelingt, diese Angst und die aufgebauten Barrieren abzubauen, können wir unseren Auftrag nicht erfüllen! Deshalb müssen wir Schwellen abbauen, und meistens gelingt das nur, wenn wir auf die Eltern zugehen – deshalb „aufsuchende Elternarbeit“ . Diese hat das Hauptziel, dem Kind eine Werthaltigkeit seiner Herkunft zur Verfügung zu stellen.

Im Seminar werden u.a. die folgenden Themen behandelt:

  • Warum „aufsuchende“ Elternarbeit?
  • Mit welchem Ziel besucht man die Eltern?
  • Wer sollte die Eltern besuchen?
  • Wie findet man einen Einstieg für eine konstruktive Zusammenarbeit?
  • Vater und Mutter haben eine jeweils eigene Identität!
  • Was wollen wir wissen – worüber wollen wir reden?
  • Manchmal muss man auch andere Verwandte besuchen…
  • Wie hoch ist der Aufwand – wie wird er finanziert?
  • Schwierige Situationen meistern
  • Elternarbeit und Team

Das Seminar wendet sich an Praktiker aus dem Bereich der Jugendhilfe.