Der „Teilzeitvirus“ in der WfbM


Viele Werkstätten sehen sich in der Nachcoronazeit mit einem Phänomen konfrontiert, das zum Teil einschneidende Folgen für die Arbeit und für die Organisation der Werkstatt hat: eine rasant ansteigende Anzahl von Beschäftigten, die eine Teilzeitbeschäftigung wünschen. Vielfach ist eine Art „Ansteckungseffekt“ in den Arbeitsgruppen zu beobachten, so dass die Mehrzahl der Beschäf-tigten nur in Teilzeit arbeiten möchte.
Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielfältig – die Konsequenzen für die Werkstatt existenz-gefährdend. Wenn sich teilzeitbedingt die Personenzahl in der Arbeitsgruppe vergrößert, nimmt die Zeit für eine persönliche Betreuung des Beschäftigten entsprechend ab. Gruppenleiter sind überfor-dert und eine negative Gruppendynamik verselbstständigt sich.
Insbesondere die heute bei der Mehrzahl der jüngeren Beschäftigten vorkommenden Behinderun-gen – Entwicklungsstörungen, „sozial-emotionales Handicap“ – beinhalten einen gestörten Tag-Nacht-Rhythmus, der in der Regel eine selbstbestimmte Teilhabe am sozialen Leben verhindert. Ohne eine konstante soziale Bindung und Fremdstrukturierung, wie sie in hervorragender Weise die Werkstatt bietet, ist eine Teilhabe am Arbeitsleben nicht möglich. Die Arbeit in der Werkstatt ist für Personen mit diesen Behinderungen nicht in erster Linie „Geld verdienen“, sondern sie ist Grundla-ge für ein entspanntes und soziales Leben!

Leider ist in der pädagogischen und medizinischen Fachszene das Know-how über die neuro-physiologische Bedeutung einer geregelten Tagesstruktur für Personen mit den unterschiedlichen Behinderungen noch unterentwickelt. Deshalb werden wir in unserem Seminar zunächst einige diesbezügliche Grundlagen vermitteln, damit man seitens der WfbM nach innen und nach außen entsprechend qualifiziert argumentieren kann („Warum ist Teilzeitarbeit nicht im Sinne des Wohls der Person“).
Darauf aufbauend werden wir Vorgehensweisen darstellen, mit denen man die betroffenen Be-schäftigten für eine kontinuierliche und geregelte Teilnahme am Werkstattleben motivieren kann.

Das Seminar wendet sich sowohl an Personen, die für das konzeptionelle Vorgehen als auch für die Außenkontakte zuständig sind (Werkstattleitung, soziale Dienste) als auch an GruppenleiterInnen (FABs), die direkt mit den Beschäftigten zusammenarbeiten.

Referent: Helmut Johnson, Diplom-Psychologe
Termin: 06.-07.06.2024, 1. Tag 10 – 17 Uhr / 2. Tag 9 – 16 Uhr
oder
23.-24.09.2024, 1. Tag 10 – 17 Uhr / 2. Tag 9 – 16 Uhr
oder
02.-03.12.2024, 1. Tag 10 – 17 Uhr / 2. Tag 9 – 16 Uhr
Kosten: 280€

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