Der Wandel der Behinderungen
Worauf sich Eingliederungshilfe und
Jugendhilfe in Zukunft einstellen müssen


Wir befinden uns mitten in einer Zeitenwende im Umgang mit und in der Betreuung von Menschen mit Behinderungen. Dies liegt nicht etwa an einer veränderten Einstellung der Öffentlichkeit gegenüber Behinderungen oder an einer geänderten Gesetzgebung – vielmehr haben sich die Behinderungsbilder in großen Teilen grundlegend gewandelt. Waren die Behinderungen in der Vergangenheit meist als Folge eines Gendefekts, eines Gehirnschadens oder einer chronischen psychischen Erkrankung beschreibbar, finden wir heute massive Störungen im emotionalen Bereich und im Sozialverhalten, deren Genese weder organisch ist, noch sich auf spezifische Auslöser festlegen lässt. Dabei zeigen sich die gesteigerten Probleme und Einschränkungen nicht erst mit dem Erwachsen-werden in der Eingliederungshilfe. Der Bedarf an stationären Plätzen für immer jüngere und immer verhaltensauffälligere Kinder steigt kontinuierlich. Aus unseren Erfahrungen in der Fortbildung und Beratung von stationären Jugendhilfeeinrichtungen gehen wir davon aus, dass maximal 50% der dort betreuten Kinder den Weg in ein eigenständiges Leben schaffen werden. Deutlich wird auch, dass Erzieher und Betreuer nur wenig auf die neuen Anforderungen eingestellt und somit zunehmend überfordert sind. In unserem Seminar wollen wir die Entwicklung und ihre Ursachen darstellen. Wir werden theoretisch erläutern, wie sich unzureichende äußere Lebensbedingungen nachhaltig auf die Persönlichkeitsentwicklung auswirken und warum die dabei entstehenden Schäden nicht reversibel sind. Dar-aus werden wir ableiten, mit welchen Zielstellungen und mit welchen Maßnahmen in pädagogischen Einrichtungen und in Einrichtungen der Eingliederungshilfe gearbeitet werden kann.

U.a. behandeln wir die folgenden Themenbereiche:

  • Gelingende Persönlichkeitsentwicklung – wie entsteht das „Selbst“ zur „Selbstbestimmung“ der Person – Erkenntnisse aus Entwicklungspsychologie und Hirnforschung
  • Woraus entstehen Persönlichkeitsstörungen und das „sozial-emotionale Handicap“
  • Das „relative Selbst“ – Grenzen der Selbstbestimmung und der Inklusion
  • Wie der „Zwang zur Selbstbestimmung“ Behinderung erzeugt, wie die unpassende Auslegung von BTHG und SGB 8 (usw.) der Person schadet
  • Die besondere Rolle und Bedeutung der Betreuungsperson – warum der persönliche Einsatz entscheidend ist
  • Wir brauchen ein neues „Fachkraftverständnis“, neue Qualifikationen und verbesserte Fachkräftegebote
  • Neue Anforderungen an die Zusammenarbeit im Team, mit Auftraggebern und Kostenträgern
  • Was passiert, wenn man sich als Einrichtung nicht auf den Wandel einstellt?

Das Seminar wendet sich an Entscheidungsträger in Einrichtungen der Einrichtungshilfe, Jugendhilfe, bei Kostenträgern und in der Politik.

Referentin: Helmut Johnson, Diplom-Psychologe
Termin: 03.-04.09.2024, 1. Tag 10 – 17 Uhr / 2. Tag 9 – 16 Uhr
Kosten: 330€

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