Institut Johnson
40 Jahre Systemische Familientherapie


Im Jahr 2019 beging ich ein Jubiläum: vor 40 Jahren, 1979, hatte ich angefangen, systemisch zu arbeiten. Damals begann ich in Siegen zusammen mit Johann Schweißgut, den “Mailänder Ansatz” der Gruppe um Selvini-Pallazzoli zu kopieren. (Wir arbeiteten bis 1993 zusammen.)

Praktische ( und – wie sich später auch herausstellte – theoretische) Schwächen der Methode machten es schon bald notwendig, Modifikationen durchzuführen. So gehörten wir zu den ersten in Deutschland, die die Mehrgenerationenbetrachtung und die Arbeit mit Genogrammen einführten. Obwohl dies zunächst von den Experten kritisch bis abfällig betrachtet wurde, gehört beides heute zum Allgemeingut systemischer Arbeit.
Eine weitere Komponente, die wir als erste in die systemische Arbeit einführten – schon vor 1985 – war die Beschreibung der unterschiedlichen sozialen Identifikationen in der Familiengeschichte und ihre Auswirkungen auf die Entwicklung der Person.
Die mit diesem Vorgehen gewonnenen Erkenntnisse und Erfahrungen machten es notwendig, das theoretische Systemmodell der ursprünglichen Familientherapie weiter zu entwickeln.
Aus einem großen Erfahrungsschatz in der Analyse von Familiensystemen und der Weiterentwicklung des theoretischen Ansatzes ist heute die systemische Persönlichkeitsanalyse (SPA) geworden. Ihr liegt ein dialektisches System- und Erkenntnismodell zugrunde.
Seit 1982 führen wir Aus- und Weiterbildungen in Systemischer Familientherapie durch. Dabei haben wir uns immer Bestrebungen widersetzt, den Systemischen Ansatz elitär zu verwerten. Im Gegenteil hielten und halten wir es für notwendig, ihn für die ganze Bandbreite sozialer und therapeutischer Arbeit verfügbar zu machen. Insbesondere haben wir uns den Versuchen widersetzt, Fort- und Weiterbildungen in ein Korsett zu zwingen, das Neuerungen und notwendige Anpassungen aufgrund des Erhalts eines elitären Status nicht zulässt. Wir verstehen uns in Therapie, Beratung und Fortbildung selbst als Lernende. Jeder Teilnehmer – und es sind inzwischen viele Tausende gewesen – hat etwas zu der Entwicklung unserer Theorie und Praxis beigetragen. Ohne das Handeln und die Erfahrungen unserer Teilnehmer könnten wir nicht da sein, wo wir sind. Wir bemühen uns, in unseren Seminaren so viel wie möglich davon weiterzugeben. Wir wissen aber auch, dass es immer nur Anregungen sein können, und dass jeder seinen eigenen Weg in der therapeutischen und sozialen Arbeit finden muss.

Eine Therapie- oder Beraterausbildung bei uns heute absolvieren heißt:

  • Grundlagen vermittelt zu bekommen, die selbstgemachten Erfahrungen neu auszuwerten
  • Neue Planungs-, Gesprächs- und Verhaltensstrategien unter Einbeziehung bisher gemachter Erfahrungen zu entwickeln
  • Erfahrungen und Strategien anderer für die eigene Arbeit verfügbar zu haben und damit die eigene Arbeit