Psychische Behinderungen im Wandel – die „neuen“ Behinderungen
Anforderungen an Umgang und Struktur in der Betreuung
Seit einigen Jahren kann man eine massive Verschiebung in den Symptomatiken bei „psychischen Behinderungen“ beobachten. Waren es in der Vergangenheit meist chronische psychische Erkrankungen, die einen dauerhaften Hilfebedarf erforderten, so sind es heute meist Störungen in der Selbstregulation bzw. im Sozialverhalten – sog. „Persönlichkeitsstörungen“-, die keinen direkten Krankheitscharakter haben. Die Personen sind „gesund“ aber persönlich unterentwickelt. Mit der „selbstbestimmten Teilhabe“ am gesellschaftlichen Leben – sei es im Bereich Arbeit oder im Bereich Wohnen – sind sie überfordert. Sie entwickeln Stresssymptome wie Aggressionen und/oder Rückzugsverhalten. Viele von ihnen bekämpfen die subjektive Dauerüberforderung mit der Einnahme von Drogen. Allerdings lehnen sie ab, als „behindert“ bezeichnet zu werden – „Ich bin doch nicht behindert!“. Inhalte und Formen in der Betreuung von Personen mit den von uns „sozial-emotionales Handicap“ genannten Störungen unterscheiden sich grundlegend von der Arbeit mit Personen mit den herkömmlichen psychischen Behinderungen. In unserer Fortbildung werden wir zunächst die Entstehung der Symptomatik theoretisch erläutern. Wir werden auch darauf eingehen, warum sie immer häufiger auftritt und warum „klassische“ psychische Erkrankungen wie Psychosen immer seltener werden.
Weiterhin werden wir uns mit den folgenden Themenbereichen beschäftigen:
- Einschätzung der Störung
- Kontaktaufnahme und Motivierung für eine Betreuungsmaßnahme
- Die Bedeutung der Bindungsentwicklung und der Kontaktkontinuität zu einer Bezugsperson
- Tagesstruktur und Tag-Nacht-Rhythmus
- Realistische Zielsetzung – die „persönlichen 100%“ – Grenzen der Entwicklung
- Notwendige institutionelle Rahmenbedingungen
- Zusammenarbeit zwischen Wohn- und Arbeitsbetreuung
Alle Themenbereiche werden anhand von Fallbeispielen konkretisiert.
Das Seminar wendet sich an BetreuerInnen aus Wohnheimen, ambulanter Betreuung, Tagesstätten und Werkstätten sowie an Leitungspersonen aus diesen Einrichtungen.
Referent: | Helmut Johnson, Diplom-Psychologe |
Termin: | 19.-20.05.2025, 1. Tag 10 – 17 Uhr / 2. Tag 9 – 16 Uhr |
Kosten: | 280€ |
Weitere Seminare finden Sie in unserem Seminarkalender.