Qualifizierung zum/zur Fachkraft/FachberaterIn für
die Betreuung von Menschen mit psychischen Behinderungen

2-Jährige Berufsbegleitende


Sowohl die Integration psychisch kranker und behinderter („seelisch behinderter“, lt. SGB IX) Menschen in das gesellschaftliche Leben als auch die Betreuung geistig behinderter Menschen mit psychischen Störungen stellt an Leitungspersonen und begleitende Fachdienste und Betreuungskräfte in Wohnheimen, Werkstätten und ambulanten Betreuungsdiensten Anforderungen, die einer besonderen Qualifikation bedürfen. Diese Qualifikation kann man gewöhnlich weder im Arbeitsalltag noch in einer sozialpädagogischen Ausbildung erwerben. Unsere Weiterbildung vermittelt auf dem Hintergrund eines systemischen Ansatzes grundlegende Kenntnisse über Ursachen und Erscheinungsformen psychischer Krankheiten und über die Besonderheiten des Verhaltens der betroffenen Menschen. Die Teilnehmer erlernen, das Verhalten und die Reaktionen psychisch gestörter Menschen besser einzuschätzen und sich mit den eigenen Verhaltensweisen darauf einzustellen. Es werden Vorgehensweisen vermittelt, wie man die Ressourcen des psychisch kranken und behinderten Menschen erforschen, beschreiben und über eine systematische Betreuungsplanung im Betreuungsprozess nutzen kann. Es werden geeignete Organisationsformen zur Integration psychisch gestörter Menschen in der WfbM, im Wohnheim oder in anderen Betreuungsformen dargestellt.

Die Weiterbildung ist berufsbegleitend und praxisorientiert. Von den TeilnehmerInnen wird erwartet, dass sie während der Weiterbildung die Gelegenheit haben, mit behinderten Menschen zu arbeiten und dass sie ihre Erfahrungen einbringen.

Der Weiterbildungskurs besteht aus 11 zweitägigen Seminaren mit zusammen 176 Unterrichtsstunden, davon 3 Theorieseminare (davon ein Einführungsseminar), 2 Technik-, 4 Supervisionsund 2 Fallseminare.

Dauer der Weiterbildung:

ca. 2 Jahre (berufsbegleitend)

Kosten:

2.650 € (ohne Übernachtung und Verpflegung), die Kursgebühren sind in 4 halbjährlichen Raten von je 662,50 € im voraus fällig.

Abschluß:

Nach Absolvierung der Seminare und nach der Vorstellung von mindestens 5 Fällen erhalten die TeilnehmerInnen ein Zertifikat mit dem Titel „Systemische Fachberaterin/Systemischer Fachberater für die Arbeit mit psychisch gestörten Menschen“.

Organisation:

Die Seminare finden im ca. 2-monatigen Abstand in Siegen statt. Sie beginnen am 1. Tag um 10 Uhr und enden am 2. Tag um 16 Uhr. Theorieseminare können bis zu 16 TeilnehmerInnen haben. Die Teilnehmerzahl bei Supervisionsseminaren ist auf 8 begrenzt.

Dozenten:

Helmut Johnson, Diplom-Psychologe, Instituts- und Kursleiter, Supervisor

Eberhard Kempf, Diplom-Psychologe

Dr. Margaret Meyer zu Wendischhoff, Ärztin für Psychiatrie

Peter Bandali, Diplom-Pädagoge

Gunnar Johnson, Soziologe M.A., systemischer Berater

Inhalte der Weiterbildung

1. Einführungsseminar – Grundlagen der Arbeit mit psychisch gestörten Menschen?

  • Begriffe und Erscheinungsformen psychischer Krankheiten
  • Persönlichkeit und psychische Erkrankung – Ressourcenorientierung in der Betreuung
  • „krank“ oder „behindert“?
  • Unterscheidung psychisch behindert und geistig behindert
  • Medikamente und Arbeit bei chronisch psychisch Kranken
  • Unterschiedliche Arten psychischer Behinderung im Arbeits- und Betreuungsprozess

2. Systemische Theorie der Persönlichkeit
In diesem Seminar werden die Grundlagen einer ein systemischen Persönlichkeitstheorie dargestellt. Diese Theorie bildet die Grundlage für eine ressourcenorientierte Betreuung.

  • Wie entsteht Persönlichkeit?
  • Die Bedeutung der Familie in der Persönlichkeitsentwicklung
  • Bindung und seelische Entwicklung
  • Die „feinen Unterschiede“ – die Entwicklung einer eigenen „Identität“
  • Was sind persönliche „Ressourcen“?
  • Beschreibung der Person

3. Einschätzung der Behinderung oder Störung – systemische Diagnostik

Erkennen und Einschätzen von Behinderungen

  • Analyse der aktuellen Situation
  • Behinderungsgeschichte – Lebensgeschichte
  • Systematik von Behinderungen und psychischen Störungen
  • Frühkindliche Hirnschäden
  • Frühe Bindungsschäden
  • Psychische Erkrankungen – der „Knick im Lebenslauf“
  • Strategische Betreuungsplanung
  • Die „persönlichen 100%“ – individualisierte Betreuungsziele setzen
  • Betreuungsart und Betreuungsintensität

Technik-Seminar 1: Gesprächsführung mit Klienten und Angehörigen

  • Wie motiviert man den Interview- bzw. Gesprächspartner so, dass er interessiert und aktiv am Gespräch teilnimmt?
  • Wie führt man das Gespräch so, dass man den Überblick behält und die gewonnenen Informationen bearbeiten und verwerten kann?
  • Welche Inhalte soll man erfragen?
  • Fehler im Interview
  • Interviews mit Angehörigen

Technik-Seminar 2: Betreuungsplanung, Krisenplanung und Dokumentation

  • Allgemeine Betreuungsplanung
  • Informationsgewinnung: Beobachtung, Interview, Krankheitsgeschichte, Lebensgeschichte, Familiengeschichte
  • Hypothesenbildung
  • Planungsschritte
  • Krisenplanung
  • Wie kann man eine Krise erkennen?
  • Krisenauslöser bei psychisch behinderten Menschen
  • Reaktionsmöglichkeiten in einer Krisensituation
  • Langfristige Planung zur Verhinderung von Krisen – Planungsschritte
  • Der Einsatz von Medikamenten
  • Dokumentation
  • Dokumentationsvorlagen
  • Dokumentation einführen
  • EDV-Dokumentation mit QDS®
Supervisionsseminare

Die Supervisionsseminare beinhalten den praktischen Teil der Ausbildung. Sie dienen dazu, die Erfahrungen der TeilnehmerInnen aufzuarbeiten und die Qualität der praktischen Arbeit zu verbessern. Sie beziehen die Persönlichkeit der TeilnehmerInnen, ihren Arbeitsplatz und ihre Arbeitsaufgaben (Fälle) in die Analyse ein. Sie haben das Ziel, die eigenen Ressourcen und Qualitäten zu aktivieren und damit die Grundlage eines selbstbewussten persönlichen und beruflichen Handelns zu erweitern. Es werden sowohl für einzelne Fälle Analysen und Lösungswege erarbeitet als auch für den Arbeitsplatz bzw. die Tätigkeit individuelle Konzepte entwickelt.

Die Teilnehmerzahl an den Supervisionsseminaren ist auf 8 begrenzt, so dass jeder während des Seminars individuell einbezogen werden kann.

Fallseminare („Genogramme üben)

In diesen Seminaren wird die praktische Genogrammarbeit anhand von Fällen trainiert, die die Teilnehmer einbringen.