Sonderpädagogische Zusatzqualifikation
für Führungskräfte der WfbM
(gemäß § 9 Abs. 2 der Werkstättenverordnung)


Seit ihrer Gründung in den 70-er Jahren haben sich die WfbM zu den mit am erfolgreichsten und effizientesten arbeitenden Einrichtungen des Sozialwesens entwickelt. Die Einzigartigkeit der WfbM besteht darin, dass sie zwei sehr unterschiedliche Wirtschaftsbereiche miteinander verknüpft: die Herstellung von Waren und Dienstleistungen für den allgemeinen Markt und die Betreuung von Menschen, die nicht eigenständig an diesem Marktgeschehen teilnehmen können. Produktion und Betreuung in ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen, macht die Qualität und den Erfolg einer Werkstatt aus.

Bedingt durch die Einzigartigkeit der WfbM kann man ihre Leitung auch nur in der Werkstatt selbst lernen. Dem hat der Gesetzgeber Rechnung getragen, indem er von den Führungskräften der WfbM u.a. sonderpädagogische Zusatzausbildung (SPZ) erwartet. Diese gesetzliche Vorgabe (§ 9 der Werkstättenverordnung) er-füllt unsere Weiterbildung.

Im Mittelpunkt unserer Weiterbildung steht die Vermittlung eines „sonderpädagogischen Grundverständnisses“, das es erlaubt, die Problematik des Einzelfalles zu überblicken, und die daraus resultierenden Anforderungen im Gesamtkontext der Werkstatt umzusetzen. Das „Kernprodukt“ der WfbM ist die Betreuung von Menschen mit Behinderungen und deren Begleitung bei der Teilhabe am Arbeitsleben. Werkstattleitung oder -geschäftsführung ohne ein gründliches Wissen um Behinderungen bzw. die persönliche Entwicklung eines Menschen mit Behinderung ist aus unserer Sicht daher nicht denkbar. Wir haben mit unserer SPZ nicht den Anspruch, alles Wissen und Können zu behandeln, das zur Leitung einer WfbM erforderlich ist, vielmehr konzentrieren wir uns auf das aus unserer Sicht Wesentliche – und das ist die Qualifizierung der Teilnehmer für die sonderpädagogischen Aufgaben der WfbM.

Die inhaltlichen Schwerpunktthemen sind:

  • Persönlichkeitsentwicklung und Behinderung
  • Einschätzung der Behinderung – Behinderungsdiagnostik
  • Betreuungsplanung (persönliche Zielplanung für die Beschäftigten)
  • Weiterentwicklung des Werkstattkonzeptes im Zusammenhang mit den neu entstehenden Anforderungen (neuen Behinderungsarten)
  • Teamleitung in der sozialen Arbeit – die Besonderheiten der Mitarbeiterführung in einem sozialen Dienstleistungsbetrieb
  • Produktionsplanung und Betreuungsplanung
  • Gesetzgebung im Werkstattumfeld

In der Weiterbildung werden theoretische Kenntnisse vermittelt und auf die Praxisanforderungen bezogen, die sich den Teilnehmern im Werkstattalltag stellen. Von den Teilnehmern wird erwartet, dass sie bereit sind, sich aktiv mit den Belangen und Entwicklungen einzelner behinderter Menschen auseinanderzusetzen und ihre Erfahrungen in die Fortbildung einzubringen.

Organisation

Der Kurs beinhaltet 320 Unterrichtsstunden. Er besteht aus 16 zweitägigen Seminaren, davon 8 Theorie-, 1 Technik-, und 7 Fall- (Supervisions-)seminare.

Dazugehörige Seminarthemen sind:

  • Teamleitung in der sozialen Arbeit (Personalführung unter den speziellen Bedingungen der Werkstatt)
  • Technik – Systemische Gesprächsführung / Systemisches Interview
  • Grundlagen für die Betreuung von Menschen mit Persönlichkeitsstörungen und chronischen psychischen Erkrankungen
  • Einschätzung der Behinderung oder Störung als Grundlage der Förder- und Betreuungsplanung bei Menschen mit Behinderung
  • Theorie I – Bindung und Bindungsstörung aus Sicht der Hirnforschung – neue Erkenntnisse und Konsequenzen für pädagogische Hilfen
  • Umgang mit aggressivem Verhalten bei Menschen mit geistiger oder psychischer Behinderung oder Persönlichkeitsstörung
  • Produktionsplanung und Betreuungsplanung in der WfbM
  • Gesetze und gesetzliche Entwicklungen im Bereich Eingliederungshilfe und WfbM
  • Zukunft der Werkstatt: Weiterentwicklung der beruflichen Bildung und der Produktion unter Berücksichtigung der Veränderungen der Behinderungen

Der Unterricht beginnt jeweils am ersten Tag um 10 Uhr und endet am zweiten Tag um 16 Uhr.

Alle Weiterbildungen unseres Instituts haben einen modularen Aufbau:

  • Es gibt keine feste Teilnehmergruppe.
  • Die Module (2-tägigen Seminare) der Weiterbildung werden in der Regel mehrmals pro Jahr angeboten, so dass man sich den Termin für die Teilnahme aussuchen kann.
  • Für jedes der Module meldet man sich einzeln an (am besten per Email). Daraufhin erhält man per Post eine Anmeldebestätigung.
  • Kern aller Weiterbildungen sind die Praxisseminare (Supervisionsseminare), in denen die eigene Arbeit vorgestellt und reflektiert wird.
  • Die Termine für die Supervisionsseminare werden Ende des Jahres für das Folgejahr festgelegt. Es empfiehlt sich, die Wunschtermine rechtzeitig zu buchen, da die Teilnehmerzahl auf 8 begrenzt ist.
  • Die Theorie-, Technik- und Themenseminare werden mindestens ein halbes Jahr im Voraus terminiert. Wir empfehlen, die Teilnahme an diesen Seminaren gleichmäßig auf den Weiterbildungszeitraum zu verteilen.
  • Die Reihenfolge der Seminarteilnahme ist frei wählbar – außer Technik 1 sollte vor Technik 2 besucht werden.
  • Nach Absprache können von Teilnehmern einzelne Seminarthemen entgegen der allgemeinen Ausschreibung durch andere Seminarthemen ersetzt werden.

Bei Fragen zur Organisation und zu den Inhalten stehen wir gerne zur Verfügung.

Unterrichtsort

Der Unterricht findet im Lagano Bildungszentrum in Hilchenbach bei Siegen statt.

Kursgebühren

Die Unterrichtsgebühren betragen 4.620€ (ohne Unterkunft und Verpflegung). Bei mehr als 2 Teilnehmern aus einer Werkstatt gewähren wir einen Rabatt von 5% pro Person.

Die Unterrichtsgebühren werden in halbjährlichen Raten in Rechnung gestellt.

Bewerbung und Anmeldung

Die Bewerbung für eine Teilnahme an dem Kurs kann formlos erfolgen. Zwischen dem/der TeilnehmerIn und dem Institut wird ein Weiterbildungsvertrag abgeschlossen.

Referent: Helmut Johnson, Diplom-Psychologe
Termin: 12.-13.05.2025, 1. Tag 10 – 17 Uhr / 2. Tag 9 – 16 Uhr
Kosten: 4.620€

Weitere Seminare finden Sie in unserem Seminarkalender.